Landwirtschaft in BalanceII

Nahrungskette

Uwe Schmidt:

-Mit offenen Augen durch die Nahrungskette-

In den über 30 Jahren, die ich im Dienste der Landwirtschaft stehe, habe ich sowohl in der Theorie als auch in der Praxis, immer wieder versucht meine Wahrnehmungen zu analysieren, Konzepte zu erstellen und zu verwirklichen.

In den 90 er Jahren habe ich dazu beigetragen, die immer mehr aufkommende TMR – Fütterung zu etablieren. Viel wichtiger war damals die Fütterung der Trockensteher, die zu der Zeit sehr vernachlässigt wurde, funktionstüchtig zu bekommen. Damals wurden wir darüber belächelt. Heute, 25 Jahre später, wird auf einer Mehrzahl der heutigen Milchviehbetriebe diese Trockensteher-fütterung angewendet, mit Erfolg. Dadurch konnte die TMR sich weiter etablieren, weil Kühe ohne weitere Komplikationen durch die Kalbungen kamen und somit nicht in ein Stoffwechselloch fielen.

10 Jahre später wurde mir immer bewusster, dass das was auf landwirtschaftlichen Betrieben passierte, zwar Realität ist, aber nicht wirklich sein durfte und auch nicht das Ziel eines Landwirts sein konnte. Damit meine ich, immer mehr Kraftfutter, mehr Futterzusätze, mehr Dünger usw. Die Landwirtschaft hängt am Tropf der Industrie. Keine gute Entwicklung für die gesamte Landwirtschaft. Gesundheitliche Probleme, sowie im Tier- auch im Bereich der Menschen, mehrten sich.

Großtierarztpraxen hatten genügend zu tun und sprossen aus dem Boden. Das hatte auch mit den extremen Neubauten der großen Kuhställe zu tun. „Weiche oder wachse“, egal auf welcher Basis, dieser Trend hielt an. Nicht nur die Beratung, auch die Geldgeber focierten diesen eingeschlagenen Weg. Landwirte waren teils auch damit überfordert diesen Weg der industrialisierten Landwirtschaft zu gehen.  

Stress im Stall, Stress mit Mitarbeitern, Stress mit Behörden, Stress mit Berufskollegen, wegen Ländereien und höheren Pachtpreisen und immer mehr Arbeit, 7 Tage die Woche.  

Die Milchpreisentwicklung, nachdem die Milchquote der Vergangenheit anhörte, ließ auch zu wünschen übrig und machte so manchen Landwirt zeitweise unliquide. War dieser Schritt in die „Enteignung“ gewollt?

Biogasanlagen sprossen aus dem Boden. Eine andere Art der Landwirtschaft zur Energieproduktion. Lebensmittelproduktion kontra Energieproduktion.

Kein Melken, keine kranken Kühe, die Betonkuh funktioniert und wenn doch mal etwas schiefgeht, wird sie zumindest nicht mehr krank.